Weltweit hat TikTok 800 Millionen aktive Nutzer. Bis Ende des Jahres 2021 wird erwartet, dass es über 1.2 Milliarden sein werden. Damit hat es die etablierten Plattformen Instagram und Facebook weltweit überholt.
Wie sieht es in der Schweiz mit den Nutzern aus? Gemäss einer Umfrage von Xeit nutzen bereits 30 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer die Plattform. Mit steigender Tendenz. Vor allem die Jüngeren, die Generation Z im Alter zwischen 13 und 20 Jahren nutzen, sind von der Plattform angetan. Jede vierte Person verbringt dort am meisten Zeit, während es über die gesamte Bevölkerung nur sechs Prozent sind.
Nutzer im beruflichen Entscheidungsprozess
Weltweit sind knapp 70 Prozent der TikTok-Nutzer zwischen 16 und 24 Jahren alt, die Jugendlichen also, die sich mit ihrem beruflichen Werdegang beschäftigen. 60 Prozent der Nutzer sind weiblich. Damit wird die Plattform besonders für diejenigen Unternehmen interessant, die Lehrabgänger oder Studierende oder die Arbeitnehmer von morgen ansprechen wollen. Wie bei anderen Plattformen ist aber davon auszugehen, dass im Laufe der Zeit die Nutzer älter werden.
Pro Tag verbringen die Nutzer durchschnittlich 52 Minuten auf TikTok. Das ist relativ lange. Die Rate der Interaktionen der Nutzer mit Beiträgen, also wie oft Beiträge ge-liked oder kommentiert werden, liegt bei 29 Prozent. Im Vergleich dazu sind es auf Instagram durchschnittlich 1.6 Prozent.
Wie funktioniert TikTok?
Die aus Asien stammende App war ursprünglich eine Musik-Synchronisierungsplattform. Entsprechend gross ist auch die Bedeutung von Musik für die TikTok-Videos, die maximal einer Minute lang sein können. Früher war die Länge gar auf 15 Sekunden beschränkt. Über die Plattform können Nutzer Videoclips von anderen Nutzern ansehen und eigene Clips erstellen. Für das Erstellen von eigenen Clips müssen Sie zuerst eine Hintergrundmusik oder eine Tonspur auswählen und auf dieser Basis Aufnahmen mit der Kamera des Mobiltelefons erstellen.
TikTok funktioniert ausschliesslich über mobile Geräte. Die junge Generation hat die App auf dem Smartphone und sie konsumiert und erstellt die Inhalte überall, wo sie sich aufhalten. Damit passt die App zum Trend des Mobile Recruiting.
Weil die Tonspur bei TikTok eine wesentliche Rolle spielt, werden die Videos nicht bloss nebenbei konsumiert, sondern mit voller Aufmerksamkeit betrachtet. Deshalb dient sie oft auch als Unterhaltungsplattform. Und im Unterschied zu anderen Plattformen werden die Inhalte exklusiv angezeigt. So erhalten Unternehmen auf der Plattform die volle Aufmerksamkeit der Nutzer.
Entertainment und Challenges
Der Inhalt von TikTok Clips ist meist unterhaltsam. Weil die Clips auf Musik basieren, wird häufig getanzt, geschauspielert und das Ganze mit kurzen Erklärungen angereichert. Beliebte Inhalte sind Comedy, Streiche, Sport oder Tutorials. Es finden aber auch gesellschaftskritische Themen Platz.
Wichtig sind Hashtags, unter denen es Challenges gibt, indem die Nutzer ihre Videos zu einem bestimmten Thema posten. Als Unternehmen können auch Sie eine solche Hashtag Challenge starten.
TikTok im Recruiting
Als Unternehmen können Sie sich über TikTok ins Bewusstsein der Jugendlichen bringen. Dies gelingt am besten, indem Sie mit Ihren Inhalten auffallen und kreativ sind. Weil auf der Plattform die Inhalte im «Für Dich»-Feed aufgrund der eigenen Interessen ausgespielt werden, können Ihre Unternehmensclips auch in den Feed von Nutzern gelangen, die Ihrem Unternehmen nicht folgen.
Sie können auch aktiv für mehr Sichtbarkeit auf der Plattform sorgen, indem Sie mit kreativen Hashtags auf freie Ausbildungsplätze und neue Jobs hinweisen. Ausserdem können Sie sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren und Einblicke in den Unternehmensalltag geben. Damit betreiben Sie auch aktives Employer Branding.
Tipps fürs TikTok Recruiting
Wissen: Machen Sie sich schlau, bevor Sie die Plattform als Recruiting-Tool nutzen. Sie müssen wissen, wie die Plattform funktioniert, welche Möglichkeiten sie bietet, wo die Fallstricke liegen und welche Trends es gibt. Vor allem sollten Sie prüfen, ob Ihre Zielgruppe sich auf der Plattform tummelt. Suchen Sie dazu nach branchenrelevanten Hashtags und schauen sich die Beiträge an. Vergessen Sie dabei nicht, die Aktivitäten Ihrer Konkurrenz auf der Plattform zu beachten.
Verantwortlichkeit festlegen: Die Inhalte von TikTok können nicht nebenher generiert werden. Ernennen Sie eine verantwortliche Person, die sich um den firmeneigenen Kanal kümmert. Machen Sie TikTok in der Firma beliebt, damit sich auch genügend Personen finden, die sich auf den Videoclips präsentieren, denn die Plattform lebt von Menschen. Diese sind auch deshalb wichtig, damit potenzielle Kandidaten die künftigen Kollegen sehen. Laden Sie die Mitarbeitenden ein, die firmeneigenen Clips zu liken und weiter zu verbreiten. Tun sie dasselbe mit Clips aus dem Berufsalltag Ihrer Mitarbeitenden.
Trends erkennen: TikTok ist aktuell und verändert sich stets. Ein konstantes Monitoring ist notwendig, um die Trends zu erkennen. Natürlich hilft dies nur, wenn schnell auf die Trends reagiert wird. Langfristige Content-Planung ist bei dieser Plattform contraproduktiv. Überdies ist es unabdingbar, täglich mindestens einen Videoclip zu posten. Der Algorithmus basiert auf regelmässigem Input. Je mehr sie posten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Inhalte vielen Nutzern ausgespielt werden.
Zielgruppe kennen: Ist für Ihre Zielgruppe Unterhaltung und Spass wichtiger oder will sie eher informiert werden? Nur wenn sie dies wissen und bei der Produktion der Videoclips berücksichtigen, werden Sie ihre Zielgruppe erreichen.
Glaubwürdigkeit bewahren: Lustige Videoclips sind nicht für jede Branche passend und wirken leicht peinlich. Wählen Sie Inhalte, die zu Ihrer Unternehmung passen und achten Sie darauf, die Einzigartigkeit ihrer Unternehmung sichtbar zu machen.
Datenschutz beachten: Datenschutz steht bei TikTok häufig in der Kritik. Die chinesische Plattform informiert nicht darüber, was mit den Daten geschieht. Also wissen Sie nicht, was mit Ihren Daten und denjenigen Ihrer Follower geschieht. Stellen deshalb ihn Ihren Profileinstellungen ein, dass Nutzer Ihre Videos nicht herunterladen dürfen. Beachten Sie auch, dass mit den Videos keine Unternehmensrichtlinien verletzt werden und vertrauliche Interna zu sehen sind. Einblicke in Werksgelände oder die Produktion können heikel sein. Wenn Sie nicht nur Büroräume zeigen wollen, müssen Sie also kreativ werden.
Fazit
TikTok ist anders als die etablierten Social Media-Plattformen. Die Zielgruppe ist jünger, die Trends schneller. Wer Schülern, Studierenden oder Auszubildenden Berufsperspektiven aufzeigen wollen, kann das Recruiting über diese Plattform lohnenswert sein. Allerdings ist die Bewirtschaftung intensiv, da mindestens ein Videoclip pro Tag gepostet und auf Trends schnell reagiert werden sollte.