Personal­marketing: Ein Couch-Ökosystem schaffen

Das Personalmarketing wurde von Covid-19 stark beeinflusst: Keine Events, kein Networking. Online war Trumpf. Wie entwickelt es sich in Zukunft?

Während des Coronavirus-bedingten Lockdowns der vergangenen Monate wurden alle Events abgesagt, auch diejenigen des Personalmarketings. Gleichzeitig entstand im Arbeitsmarkt ein Ungleichgewicht. Die einen Unternehmen mussten Kurzarbeit anmelden, während andere alle Hände voll zu tun hatten und dringend auf Fachkräfte angewiesen gewesen wären. Und damit auf das Personalmarketing.

Die Unternehmen verlagerten ihre abgesagten Aktivitäten im Personalmarketing auf die digitale Ebene, wie Martin Maas, der bei den Helvetia Versicherungen Schweiz für das Employer Branding verantwortlich ist, im Recruiting Talk berichtete. Die Unternehmen müssten – so Maas – ein neues Umfeld schaffen, in dem die potenziellen künftigen Mitarbeitenden angesprochen werden können. Angesichts des Rückzuges in die eigenen vier Wände sei dies zuhause bei den Menschen. Man müsse sozusagen ein Couch-Ökosystem schaffen, so die Wortkreation von Maas, mit dem die Menschen zuhause angesprochen werden. Damit rücken Spotify, Gaming-Konsolen, Tablets und Smartphones sowie Smart-TV als Kontaktkanal ins Blickfeld, um die Zielgruppen virtuell anzusprechen. Das hat natürlich entsprechende Auswirkungen auf die Gestaltung der Inhalte. Aber ob analog oder digital, das Individuum und der persönliche Austausch bleiben enorm wichtig.

Traditionelle Werte im Personalmarketing

Dies zeigt sich auch bei den bestehenden Mitarbeitenden, die in Krisenzeiten mit Home Office ebenfalls auf der Couch angesprochen werden müssen. So hat sich gezeigt, dass die Mitarbeitenden es während der Corona-Zeit schätzten, wenn die Vorgesetzten sich nach ihrem Befinden im Home Office erkundigten. Werte, die eher einer patronalen Führungsstruktur zugeschrieben werden, wie Geborgenheit, Fürsorge und Sicherheit, werden für die Mitarbeitenden in Krisensituationen offensichtlich wichtiger.

Sorge für das Wohlergehen zeigt sich auch in der Bereitstellung der Infrastruktur für das Home Office. Ist der private Computer für die Büroarbeit geeignet oder brauchen Mitarbeitende einen Büro-Laptop? Wie bringen die Mitarbeitenden die Familie und die Arbeit im Home Office unter einen Hut? Neue Mitarbeitende müssen am ersten Arbeitstag respektive in der ersten Zeit enger begleitet werden, also im Büro, damit sie sich integrieren können. Vielleicht wird ihnen eine Gotte oder ein Götti zur Seite gestellt.

 

 

Sich als Unternehmen mit kleinen Gesten um solche Belange der Mitarbeitenden in speziellen Situationen zu kümmern, wird intern wie extern positiv wahrgenommen und wirkt in normalen Zeiten nach.

Flexibilität und Vertrauen – auch im Home Office

Die Arbeit im Home Office stellte nicht nur die Mitarbeitenden sondern auch die Führung vor Herausforderungen: Auf die Verantwortung der Mitarbeitenden zu setzen und darauf zu vertrauen, dass sie die Arbeit ohne Überwachung erledigen werden, setzt eine entsprechende Unternehmenskultur voraus. So haben beispielsweise die Helvetia Versicherungen Schweiz während des Lockdowns die Arbeitszeiterfassung ausser Kraft gesetzt. Erleichtert und begeistert reagierten die eigenen Mitarbeitenden. Der Schritt wurde darauf in den Sozialen Medien verbreitet und stiess auf enorme Resonanz. Ein Unternehmen punktet mit einem solchen Vertrauensbeweis gegen innen und gegen aussen. Die Flexibilität der Arbeitszeiten zu erhöhen ist jedem Unternehmen freigestellt, unabhängig von Krisenzeiten oder Home Office.

Der informelle Austausch ist gerade auch im Home Office wichtig. Den Mitarbeitenden die entsprechenden Plattformen zur Verfügung zu stellen, einen Meilenstein auch mit sozialer Distanz zu feiern, wird gerne genutzt. Die Art und Weise, wie mit den Mitarbeitenden in schwierigen Situationen umgegangen wird, zahlt sich aus. Denn wer sich dem eigenen Unternehmen auch auf Distanz verbunden fühlen kann, der wird in Zukunft weniger Wechselgelüste entwickeln, als diejenigen, die in der Corona-Zeit alleine zuhause gelassen fühlten. Und nicht zuletzt werden die zufriedenen Mitarbeitenden davon den Freunden und Bekannten erzählen.

Bleibt das Couch-Ökosystem wichtig?

Wird das Couch-Ökosystem für das Personalmarketing langfristig von Bedeutung bleiben? Tendenziell ja, wenn auch auf Dauer als zusätzliches Umfeld und als nicht zu vernachlässigende Möglichkeit neben vielen andern Kontaktpunkten mit den Zielgruppen. Denn das eine schliesst das andere nicht aus. Auch wenn es in Zukunft mehr virtuelle Veranstaltungen geben wird, so werden gleichwohl diejenigen, die offline erfolgreich waren, wieder genutzt werden.

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