Mit Snapchat junge Mitarbeitende gewinnen

Snapchat, die App mit dem Gespenst, zeigt Inhalte, die jeweils bloss kurze Zeit sichtbar sind. Dennoch hat sie für das Recruiting manche Vorteile.

Sie kennen Snapchat nicht? In diesem Falle sind Sie wohl älter als 25. Denn die Kerngruppe der Snapchat-Nutzer liegt bei den 13-19jährigen. Sie machen über 91 Prozent aus, wie eine Umfrage der Werbewoche von 2020 ergab. 60 Prozent der User sind jünger als 25. Damit schlägt Snapchat bei dieser Altersgruppe Facebook locker.

Weltweit weist Snapchat im Jahr 2021 293 Millionen Nutzer aus, womit sie immer noch ein Wachstum verzeichnet. In der Schweiz nutzen 1.4 Millionen Menschen Snapchat. Damit liegt die Plattform auf der Rangliste auf Platz vier hinter Instagram, aber vor Pinterest. Über 90 Prozent der von der Werbewoche Befragten nutzen die Plattform täglich. Ein Drittel davon verbringt mehr als zwei Stunden pro Tag damit. Snapchat wird in erster Linie zum Spass, Zeitvertreib und zum Chatten mit Freunden verwendet. Dazu nutzen sie den Chat-Kanal, der ähnlich wie WhatsApp funktioniert.

Schnelle Kommunikation

Ein Grund dafür, weshalb Snapchat – das immerhin bereits 20011 gegründet wurde – immer noch vorwiegend von jungen Nutzern angewendet wird, mag in der völlig anderen Funktionsweise als Facebook, Instagram und Co. liegen. Bei Snapchat sind die Nachrichten mit Fotos oder Videos nur gerade einige Sekunden sichtbar und werden dann unwiderruflich gelöscht. Wem dies zu schnell ist, kann Videos und Bilder in einer sogenannten Story posten, die für Freunde während 24 Stunden abrufbar ist. Facebook und Instagram haben diese Story-Funktion von Snapchat erfolgreich kopiert. Auch die Filter, die über Bilder und Videos gelegt werden, sind eine Erfindung von Snapchat. Die Plattform darf sich deshalb durchaus die Bezeichnung als Pionierin an die Brust heften.

Mehr Authentizität

Was hält also Unternehmen davon ab, die Personalsuche über Snapchat zu betreiben? Ist es das Image? Während für Instagram mehrere Bilder gemacht und sorgfältig das Beste ausgesucht und gepostet wird, was ihr das Image eines Hochglanzmagazins verleiht, sind die Bilder und Videos auf Snapchat auch mal nicht perfekt. Doch gerade die Alltäglichkeit des Unternehmens authentisch auf einer Social-Media-Plattform abzubilden, wird doch oft mühevoll versucht. Es gibt keine andere Plattform, auf der sich Unternehmen so ungefiltert, ungeschönt und authentisch präsentieren und damit das Employer Branding fördern kann.

Die Kommunikation auf Snapchat ist direkt und schnell. Die grösste Nutzergruppe der unter 20jährigen ist mit dem Smartphone aufgewachsen und ist sich gewohnt, kurze Nachrichten zu schreiben und schnell zu antworten. Wer sich als Unternehmen auf diese Kommunikationsform einlässt, hat grosse Chancen, in der Zielgruppe zu punkten, die eine Berufsausbildung sucht.

Nicht wie andere Plattformen

Gewöhnungsbedürftig für Recruiter mag sein, dass die Plattform einzig auf einem Smartform genutzt werden kann. Gleichzeitig kommt dies aber dem Trend des mobilen Bewerbens entgegen. Als Vorteil kann aber gewertet werden, dass es bei Snapchat keine Oberfläche gibt wie etwa bei Facebook und damit die Videos bildschirmfüllend gezeigt werden. Damit liegt die Aufmerksamkeit des Nutzers fokussierter auf den Videos.

Ausserdem gibt es keine Kontaktlisten, in denen nach potenziellen Kandidierenden gesucht werden kann. Hier müssen Unternehmen mit ihren Inhalten überzeugen und die User direkt ansprechen. Dazu eignen sich Fragen an die Community oder Wettbewerbe besonders gut. Auf Antwort-Snaps muss man selten lange warten.

Die Plattform bietet auch sogenannte Geo-Filter an, mit denen die Unternehmen ihre regionale Sichtbarkeit erhöhen können. Der Geofilter ist eine Art Bilderrahmen, die man bei Snapchat hinterlegen kann. Der Filter wird dann denjenigen Nutzern angezeigt, die sich in einem bestimmten Umkreis befinden.

Takeover der Mitarbeitenden

Einige Unternehmen, die Snapchat erfolgreich für das Recruiting einsetzen wie Coop oder suissetec, der Schweizerisch-Liechtensteinische Gebäudetechnikverband, machen einen sogenannten Takeover: die Inhalte der Snaps werden von den jungen Mitarbeitenden erstellt. Die Recruiting-Abteilung überlässt es den Mitarbeitenden, sich auf der Plattform vorzustellen und auch aus dem Arbeitsalltag Videos zu snapen. Natürlich gelten dabei gewisse Regeln, damit das Unternehmen gut dargestellt wird. Diese haben aber die geübten User der Plattform oft schon verinnerlicht und ein Eingreifen von Seiten der Recruiter ist selten nötig. So werden die Mitarbeitenden zu Botschaftern des Unternehmens und überzeugen andere von der Qualität ihres Arbeitgebers.

Mit der Wahl, aus welchem Standort oder Abteilung der Unternehmung die Snaps erstellt werden, kann zielgerichtet die Arbeitsumgebung gezeigt werden, in der offene Stellen zu besetzen sind, oder weniger attraktive Standorte, die mit der Rekrutierung mehr Mühe bekunden, in den Fokus gerückt werden.

Fazit

Stellenausschreibungen lassen sich mit Snapchat nicht verbreiten. Unternehmen können aber zielgerichtet und vor allem authentisch die vorab jungen Nutzer ansprechen, die auf der Suche nach einem innovativen, coolen Arbeitgeber sind.