
LinkedIn und Xing sind zwei grosse Netzwerkplattformen in den sozialen Medien. Im Unterschied zu Facebook werden die beiden Plattformen nicht für die Freizeit, sondern vorab für Karrierezwecke verwendet. Die Zahl von Personen, die nach einem neuen Arbeitsplatz Ausschau halten ist deshalb auf diesen beiden Plattformen deutlich höher als in anderen sozialen Netzwerken. Auf den ersten Blick sind sich LinkedIn und Xing sehr ähnlich. Wo liegen die Unterschiede? Und welches Netzwerk eignet sich besser für das Recruiting und Employer Branding?
Geografische Verbreitung
Der grösste Unterschied der beiden Plattformen liegt in der geografischen Ausrichtung und der Reichweite: Xing ist schwerpunktmässig auf die Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz ausgerichtet. Das grenzt die Mitarbeitersuche auf den deutschsprachigen Markt ein. In diesem DACH-Gebiet verzeichnet Xing 19 Millionen Nutzer im Jahr 2020. In der Schweiz sind es etwa 1.5 Millionen Nutzer.
LinkedIn hingegen ist global ausgerichtet mit weltweit über 600 Millionen Nutzern. In der DACH-Region verzeichnet die Microsoft Tochterfirma aber bloss rund 16 Millionen. In der Schweiz hingegen hat LinkedIn die Nase vorn: 2019 waren 2.8 Millionen Nutzer angemeldet.
Diese Nutzerzahlen legen nahe, Xing vor allem im deutschsprachigen Raum zu verwenden, LinkedIn eher im internationalen Arbeitsmarkt.
Berufliche Tätigkeiten
Relevant ist allerdings nicht die absolute Reichweite der Plattform, sondern die Menge Personen innerhalb der Zielgruppen, also der für Sie lohnenswerten potenziellen Bewerber. Xing gibt an, dass rund die Hälfte der Nutzer in den Bereichen IT, Handel, Dienstleistungen und Medien tätig sind und bereits Berufserfahrung mitbringen. Die meisten bringen einen Abschluss einer weiterführenden Schule oder einer Hochschule mit, nur wenige sind Studierende und Berufseinsteiger. Die Bandbreite der vertretenen Berufe ist auf LinkedIn breiter. Stark vertreten sind die IT- und Marketing-Branche.
Unterschiedlich ist die Altersstruktur der beiden Plattformen. Auf LinkedIn tummeln sich deutlich jüngere Nutzer als auf Xing. Das mag auch mit den Gestaltungsmöglichkeiten der Plattformen zusammenhängen. Während Xing vor allem textbasiert ist, ist auf LinkedIn die Verwendung von Bildern und Videos üblich.
Präzises Targeting
Eine Stärke beider Plattformen ist das präzise Targeting. Dieses erlaubt eine genau ausgerichtete Zielgruppendefinition wie beispielsweise Abschluss, Region, Land, Branchenerfahrung, Karrierestufe, Entscheidungsträger und vieles mehr. Teilweise erfolgen diese Zielgruppenselektionen aufgrund der Keywords in den Stellenausschreibungen sogar automatisiert.
Damit ist auch Activ Sourcing eine interessante Möglichkeit, die beide Plattformen bieten. Weil sich aber auf beiden Plattformen viele Recruiter und Headhunter umsehen, erhalten interessante Profile auch eine hohe Anzahl von Anfragen. Um hier herauszustechen, ist es wichtig, sich mit den Kandidatenprofilen auseinanderzusetzen und die potenziellen Mitarbeitenden mit personalisierten Nachrichten zu kontaktieren.
Recruiting Tools
Beide Plattformen bieten ein Recruiting Tool an, das den gesamten Recruitingprozess unterstützt. Ein kurzer Vergleich soll einen Überblick bieten.
Xing:
- TalentManager: Mit dem TalentManager lassen sich geeignete Kandidaten aufgrund Ihrer Kriterien filtern und Sie können diese dann gezielt anschreiben, auch wenn sie keine Kontakte Ihres Unternehmensprofiles oder persönlichen Profils sind. Jeder aus dem Team kann auf den TalentManager zugreifen, es braucht allerdings für jeden Mitarbeitenden eine separate Lizenz.
- TalentpoolManager: Mit diesem Tool legen Sie Ihren Talentpool auf der Plattform an. Sie verwalten die Profile potenzieller Mitarbeitenden an einem zentralen Ort und schreiben Sie zu dem Zeitpunkt an, wenn Sie eine passende Stelle zu besetzen haben.
- Stellenanzeiger: Wie auf anderen Stellenportalen können Sie auf dem Xing Stellenanzeiger offene Jobs publizieren.
- EmpfehlungsManager: Mit diesem Tool lassen sich Jobangebote auf der privaten Xing-Seite bestehender Mitarbeitender publizieren. Damit haben potenzielle Arbeitnehmende bereits einen persönlichen Bezug zum ausgeschriebenen Job.
- Employer Branding Profil: Damit können Sie Ihr Unternehmen auf Xing in Szene setzen und Unternehmensdetails, Fotos, Grafiken oder Videos einbinden. Zusätzlich erscheint Ihr Employer Branding Profil auch auf kununu, dem Arbeitgeberbewertungsportal.
LinkedIn:
- Recruiter: Der LinkedIn Recruiter lässt geeignete Kandidaten aufgrund definierter Filter finden. Diese können unabhängig von ihrer Benutzereinstellung angeschrieben werden.
- Job Slots: Damit lassen sich Jobanzeigen schalten. LinkedIn steuert automatisch diejenigen Anzeigen, die für die Nutzer am meisten Relevanz haben.
- Karriereseite: Ihr Unternehmen können Sie potenziellen Mitarbeitenden präsentieren – mit Text, Bild und natürlich mit Video.
- ‘Wir stellen ein’-Anzeigen: Diese Anzeigen binden Mitarbeitende in den Rekrutierungsprozess ein, indem auf deren persönlichen Profilseite die offenen Stellen publiziert werden.
- ‘Meet the team’: Mit dieser Rubrik sehen potenzielle Kandidierende die LinkedIn Profile von Mitarbeitenden des Unternehmens aus der die ausgeschriebene Stelle betreffenden Abteilung. Damit wird eine direkte Kontaktnahme mit zukünftigen Mitarbeitenden ermöglicht.
Diese Recruiting Tools sind jedoch auf beiden Plattformen kostenpflichtig. LinkedIn bietet auch eine abgespeckte Version zu einem günstigeren Preis an. Allerdings sind die Kosteninformationen intransparent, respektive teilweise von der Unternehmensgrösse abhängig.
Fazit
Zurück zur ursprünglichen Frage, ob sich eher LinkedIn oder Xing als Plattform anbietet. Dies ist abhängig davon, auf welcher Plattform sich Ihre Zielgruppe aufgrund des Alters und der beruflichen Tätigkeit eher aufhält und ob Sie national oder international nach Talenten suchen. Voraussetzung für beide Plattformen ist allerdings, dass Sie Ihr eigenes sowie das Unternehmensprofil aktuell halten und Ihre Stellenausschreibungen attraktiv gestalten. Und nicht zuletzt: LinkedIn und Xing sind soziale Netzwerke. Diese müssen gepflegt werden und verlangen nach einem kontinuierlichen Dialog.